Birgits großes Künstlerinnenherz hat heute aufgehört zu schlagen.
Sie ist in Frieden gegangen, dankbar für die Möglichkeit, in den letzten Monaten, die ihr blieben, ihren Traum eines eigenen Ateliers zu verwirklichen und Teil des kreativen Potenzials des Kulturhauses zu sein.
… so der Name der Ausstellung, die heute in der Galerie Raumstation eröffnet wird. Als eine der 40 Ausstellenden, war ich eingeladen, mich zu beteiligen. Es geht um die Rahmenbedingungen Kunstschaffender. Wir Künstler*innen durften aus einer wilden Sammlung von 45 unterschiedlichen Bilderrahmen einen auswählen, um ihn mit neuem Inhalt zu füllen. Sie stammen allesamt aus dem inzwischen aufgelösten Haushalt des Elternhauses von Imke Brunzema, der Ausstellungskuratorin und Vorstandsmitglied des Vereins Die Gestalten e. V., der die Raumstation betreibt.
Meine spontane Wahl fiel auf einen der größten leeren, der gleichzeitig einer der wenigen rahmenlosen Glas-auf-Glas-Rahmen ist. Das Luftige, Weite liegt mir sehr. Ein Quasi-Rahmen also, der viel Spielraum lässt.
Und was bedeutet es, einen rahmenlosen und noch dazu durchsichtigen Rahmen auszuwählen? Ein Paradoxon? Mit aller Macht den maximalen Freiraum finden zu wollen innerhalb vorgegebener Grenzen? Rahmen nicht zu akzeptieren? Anarchie? Freiheit pur? Enge auszuweiten, gar zu sprengen? Sowohl zu den Seiten, nach oben und unten als auch hindurch zu expandieren?
Tatsächlich durfte ich bereits einige Lebenserfahrung mit Einschränkungen/Begrenzungen machen. Aktuell jedoch habe ich viel Gestaltungsspielraum. Das scheint meine Weigerung, erneut Begrenzungen zu tolerieren, zu beflügeln. Diesen Hintergrund spiegelt also meine Rahmenwahl und die auslaufende Bildgestaltung.
Innerhalb des Bildes beschäftige ich mich mit Einschränkungen (weiße ‚Steine‘), die den ‚Fluss‘ lenken. Sie lassen ihn interessant, kurvenreich und im Tempo variabel fließen. Mit Einschränkungen kann ich mich neuerdings gut anfreunden. Sie laden ein zur Verlangsamung, zum Findigwerden, zur Überraschung (was wohl hinter der nächsten Biegung wartet?) … zum Verabschieden starrer, lange Zeit vorher erstellter Pläne, zum Aufgeben von Widerständen und zum Sich-Einlassen auf das, was gerade tatsächlich ist, auf das Hier und Jetzt.
Hier lasse ich also in einem durchsichtigen, rahmenlosen Rahmen das visuelle Loblieb erklingen auf Einschränkungen, die Lebensvielfalt eröffnen. Ein doppeltes Paradoxon, sozusagen.
Als ich einmal meine Wohnung nach Feng Shui in die neun vorgesehenen Baguas einteilte, stellte ich fest, dass meine Wanne im Feld der Kreativität und der Kinder steht. Diesem Feld zugeordnet sind die Farbe weiß, das Element Metall und die Form rund. Aha.
Bringt mich das weiter? Was also möchte mir diese verspielte (Kinder) schöpferische (Kreativität) Wohnungsecke nun sagen? Vielleicht, dass ich einfach entspannen, loslassen und mir, wenn überhaupt spielerische Gedanken machen darf … dass ich die Dinge leicht nehmen und mein Herz luftig, schaumig und fröhlich sein lassen kann?
Carte Blanche … Blankoscheck, Überraschungsmenü, Handlungsfreiheit oder gar eine Travestie-Revue?
Eine Ausstellung von KünstlerInnen aus der Region, die aus viel Freiheit Überraschendes produziert haben. Auch ich bin dabei und freue mich auf die KollegInnen und auf Dich im atelier D!
Am 7.12. berichtete die Neue Westfälische über die Ausstellung carte blanche:
(ein Klick auf das Bild öffnet eine PDF Datei mit dem Beitrag der NW)
Und hier ein kleiner Blick auf, Einblick in meinen Beitrag:
Wikipedia lässt u. a. wissen, dass es sich hierbei … „um jede entwickelte Tätigkeit handelt, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist. Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Das Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber seit der Moderne auch der Prozess selbst sein.“
Letztens las ich über die Malerei von Orang Utans, die im Krefelder Zoo beheimatet sind. Weiterlesen
Es beeindruckt mich, unter einem Dach mit 105 Anderen meine Kunst ausstellen zu können. Diese sichtbare Vielfalt und doch Einheit in der Lust, etwas aus dem eigenen Inneren auszudrücken. Toll. Ich sehne mich nach einem bleibenden Ort, an dem wir auch in Zukunft diese Fülle an Inspiration „in die Welt“ ausstrahlen können.
Heimat? Was ist das? Diese Frage schwebt allgegenwärtig in der Luft. Viele Menschen verlassen ihre Heimat, aus den unterschiedlichsten Gründen.
Ja, ich bin in Bielefeld geboren worden und lebe, unterbrochen von einem Jahr, schon immer, noch immer hier. Bielefeld ist die Stadt, in der ich sehr gern bin und in der ich mich heimisch fühle. Hier sind meine Wurzeln, ich kenne Vieles und Viele. Hier beobachte ich Veränderungen, Entwicklungen und Bemühungen und bin froh, eine so enge Beziehung zu der Stadt zu haben. Das gilt erst einmal für jetzt. Vielleicht ändert es sich eines Tages, wer weiß das schon? Weiterlesen