Rahmenbedingungen
… so der Name der Ausstellung, die heute in der Galerie Raumstation eröffnet wird. Als eine der 40 Ausstellenden, war ich eingeladen, mich zu beteiligen. Es geht um die Rahmenbedingungen Kunstschaffender. Wir Künstler*innen durften aus einer wilden Sammlung von 45 unterschiedlichen Bilderrahmen einen auswählen, um ihn mit neuem Inhalt zu füllen. Sie stammen allesamt aus dem inzwischen aufgelösten Haushalt des Elternhauses von Imke Brunzema, der Ausstellungskuratorin und Vorstandsmitglied des Vereins Die Gestalten e. V., der die Raumstation betreibt.
Meine spontane Wahl fiel auf einen der größten leeren, der gleichzeitig einer der wenigen rahmenlosen Glas-auf-Glas-Rahmen ist. Das Luftige, Weite liegt mir sehr. Ein Quasi-Rahmen also, der viel Spielraum lässt.
Und was bedeutet es, einen rahmenlosen und noch dazu durchsichtigen Rahmen auszuwählen? Ein Paradoxon? Mit aller Macht den maximalen Freiraum finden zu wollen innerhalb vorgegebener Grenzen? Rahmen nicht zu akzeptieren? Anarchie? Freiheit pur? Enge auszuweiten, gar zu sprengen? Sowohl zu den Seiten, nach oben und unten als auch hindurch zu expandieren?
Tatsächlich durfte ich bereits einige Lebenserfahrung mit Einschränkungen/Begrenzungen machen. Aktuell jedoch habe ich viel Gestaltungsspielraum. Das scheint meine Weigerung, erneut Begrenzungen zu tolerieren, zu beflügeln. Diesen Hintergrund spiegelt also meine Rahmenwahl und die auslaufende Bildgestaltung.
Innerhalb des Bildes beschäftige ich mich mit Einschränkungen (weiße ‚Steine‘), die den ‚Fluss‘ lenken. Sie lassen ihn interessant, kurvenreich und im Tempo variabel fließen. Mit Einschränkungen kann ich mich neuerdings gut anfreunden. Sie laden ein zur Verlangsamung, zum Findigwerden, zur Überraschung (was wohl hinter der nächsten Biegung wartet?) … zum Verabschieden starrer, lange Zeit vorher erstellter Pläne, zum Aufgeben von Widerständen und zum Sich-Einlassen auf das, was gerade tatsächlich ist, auf das Hier und Jetzt.
Hier lasse ich also in einem durchsichtigen, rahmenlosen Rahmen das visuelle Loblieb erklingen auf Einschränkungen, die Lebensvielfalt eröffnen. Ein doppeltes Paradoxon, sozusagen.
Kunst kann das : ))