In diesem Werk geht es um Verletzungen und deren Integration in mein Leben.
Den Auftakt bildete der Stoff eines tadellos erhaltenen Windschutzes in violett und gelb, ein Geschenk vom Sperrmüll.
Gewaschen, getrocknet und vor mir ausgebreitet inspirierten mich die beiden Komplementärfarben gelb und violett. Vor mir lag also eine Einheit, eine gute Basis für Friedliches, Heilendes.
Gelb bedeutet für mich Sonne, Wärme, Freude. Violett steht für Spirituelles (Geistiges), eine interessante Verbindung für die Darstellung des gewählten Themas.
Die Stoffbahn, an den Enden zusammengenäht, erhielt zunächst mittels Kleister eine rundgewölbte Kreisform mit Ausschnitt in der Mitte. Sie bildete so eine Kuppel, ein Dach, einen Schutzschirm (Haut), unter der ich das Thema platzieren konnte. Ich schnitt weitere Kreise aus dem Stoff heraus, um der Komponente des Geistigen, welche durch die Materie hindurchwirkt, Ausdruck zu verleihen.
Ausgediente Plakate des Bielefelder Theaters mit der Aufschrift „Lieben“ erschienen mir zum Thema passend. Wenn nicht die Liebe, der liebevolle Blick … was könnte besser geeignet sein, erlittene Verletzungen zu bearbeiten?
Ich erstellte eine Liste meiner 12 schlimmsten Verletzungen, schnitt symbolisch für sie das Gewölbe (die Haut) an 12 Stellen ein und nummerierte die „Wunden“. Während sich die „Lieben“-Schriftzüge in einem Eimer mit Kleister vollsogen, verarztete ich die 12 Schnitte, in dem ich sie wieder zusammennähte und mit mit Mullbinden versorgte. Das geschah jeweils, in dem ich die 12 vergangenen Ereignissen Revue passieren ließ und den mit ihnen verbundenen Gefühlen nachspürte. Dabei rief ich mir die Beteiligten von damals in Erinnerung und verzieh ihnen mit dem liebevollen Blick von heute. Anschließend legte ich die „Lieben“-Plakatausschnitte über „den Prozess“ und ließ alles an der Luft trocknen.
Einige Zeit später fand ich das Endungs-N der „Lieben“ unpassend. „Lieben“ klang für mich so auffordernd, so Druck erzeugend, es störte den Frieden und die Freiwilligkeit meiner Bemühungen. Ich entfernte die N, jetzt war es stimmig. Mit zarten Schichten aus Grün, Gelb und Gold veredelte ich abschließend die Heilungs-Übung im Bildinneren.
Die Luftlöcher/Einblicke lassen das Innere atmen und bei Bedarf auch wieder sichtbar werden.
Die äußere Hülle tauchte ich in Weiß, weil dies für mich für Zurückhaltung und Unaufdringlichkeit steht. So lassen sich die bearbeiteten Erlebnisse von außen höchstens erahnen, sie werden nicht zur Schau getragen. Ich gehe davon aus, dass viele Menschen Verletzungen in sich tragen, deren Vorhandensein ich allenfalls erahnen kann.
Die Dokumentation des Entstehungsprozesses: